Veröffentlicht: 30. November 2023
von: Nadine Sauerzapfe
Der Spätherbst markiert den idealen Zeitpunkt, um neue Obstbäume auf Streuobstwiesen und -äcker zu pflanzen. Solange der Boden noch nicht gefroren ist, kann ab November gepflanzt werden. Bis zu den ersten Frösten des Winters haben die jungen Bäume, auch dank des meist ausreichenden Niederschlags, noch genug Zeit sich an den Standort anzupassen und ihre Wurzeln im Boden zu verankern.
Mit jeder neuen Pflanzsaison stellen sich Bewirtschafter:innen und Hobbygärtner:innen die Frage: Welche Sorten soll ich pflanzen? Vor allem unter dem zunehmenden Druck des sich stetig verändernden Klimas rückt die Suche nach sogenannten „Robusten Sorten“ stärker in den Fokus.
Das Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) hat von 2016 – 2021 das Forschungsprojekt "Robuste Apfelsorten für den ökologischen Obstbau und den Streuobstbau" durchgeführt. Ein starker Fokus im Projekt war das Identifizieren von Sorten, die eine Resistenz gegen Apfelschorf und andere Pilzerkrankungen haben. Beides Probleme, die auch auf Brandenburger Flächen immer häufiger zu massiven Ernteeinbußen und Abgängen führen.
Eine gute Zusammenfassung über das Projekt findet ihr auch bei den Kolleg:innen von Hochstamm Deutschland.
Wir wollten wissen, welche Sorten sich bei unseren Brandenburger Praktikern bewährt haben. Hier kommen ein paar Empfehlungen:
Reiner Merker, Bewirtschafter und Baumpfleger aus Bergedorf/Zehdenick:
Jakob Lebel: Pflückreife ab Anfang September, Lagerung im Naturlager bis Anfang Januar möglich, Wirtschaftssorte, schöne Säure, ergibt den besten Apfelkuchen oder auch Crumble! Hervorstechendes Merkmal ist die fettige Schale, für den Hochstamm ist ein Stammbildner von Vorteil, kräftiger Wuchs, neigt dazu breit ausladend zu werden, neigt zur Alternanz
Kaiser Wilhelm: Pflückreife ab Ende September, Naturlager bis Dezember, Kühllager bis März, Tafelapfel, fest u. süß, sieht mit seiner roten Deckfarbe sehr gut aus, trägt bei guter Pflege regelmäßig, jedes zweite Jahr Massenträger. Ausgewachsenen Baum nicht zu stark schneiden, da kräftig im Wuchs, bei zu starkem Wachstum neigen die Früchte zu Stippe, auch Glasigkeit, bildet sehr schöne großkugelige Kronen
Weißer Winterglockenapfel: Pflückreife ab Mitte Oktober, lagerfähig im Naturlager bis April/Mai, Genußreif ab Dezember, sowohl Wirtschafts- als auch Tafelapfel, leichte Säure mit Hauch von Zitrone, hoher und regelmäßiger Ertrag, für die Fruchtgröße eventuell etwas ausdünnen, kräftiger Wuchs, Äste neigen dazu sich durch den Ertrag abzusenken, Baum geht dann in die Breite (auf Lasten achten!)
Jakob Schuckall, Obstbaumpfleger und Streuobstexperte Äpfel & Konsorten e.V.:
Martens Sämling: robust, starkwüchsig, pflückreif ab Anfang September bis zu zwei Monate lagerfähig. Guter Geschmack, auch als Tafelapfel geeignet
Rheinischer Bohnapfel: starkwüchsig. wächst auch auf sandigen, trockenen Standorten sehr gut! Guter Lagerapfel. Ernte Mitte Oktober bis Anfang November, Äpfel sind dann ab Februar genussreif und bis Juni haltbar. Sehr guter Most- und Brennapfel.
Mirabelle von Nancy: Entwickelt sich selbst auf unseren schwierigen Standorten auch als Hochstamm gut, sollte allerdings nicht an sehr frostgefährdeten Standorten gepflanzt werden. Selbstbefruchtend! Tolle süße und aromatische Frucht. Für Frischverzehr, Backen, Einkochen und Brennen geeignet. Reife zwischen Mitte August und Anfang September.
Konstantin Schroth, der Obstbäumerich aus Eberswalde hat uns noch einen ganz besonderen Tipp gegeben:
„Ich habe letztes Jahr Maulbeeren gepflanzt (morus alba). Die haben sich gut entwickelt, ohne dass ich sie viel gewässert habe. Sie gelten als trockenheitsverträglich, sind gesund und wachsen recht schnell. Also absolut ein Zukunftsbaum.“